Ich treffe Thomas Dreblow an einem sonnigen Mittwochnachmittag gegen 15.30 Uhr in unserem Berliner Geschäft am Hackeschen Markt, für ihn Frühstückszeit. Statt Brötchen, Marmelade und Käse hält er zu solch später Stunde jedoch ein kleines Pappschälchen in der Hand, in dem sich eine typische Berliner Currywurst mit Pommes und Zwiebeln befindet. Auf dem Tisch im Eingangsbereich steht eine halbvolle Flasche Cola. Wir machen es uns auf dem hellbraunen Ledersofa gemütlich und legen los. Die Currywurst sagt in gleich mehrfacher Hinsicht etwas über die Person Thomas Dreblow aus, aber das kann er dir gleich selbst erzählen.
Luca Cordes: Thomas, wenn du in einem Aufzug eine interessante Person kennenlernen würdest, wie würdest du dich ihr in 30 Sekunden vorstellen?
Thomas Dreblow: Lass mich kurz überlegen… Thomas Dreblow ist ein Berliner durch und durch, hier aufgewachsen und wahrscheinlich auch hier sterbend. Luxus hat mich früh interessiert. Deshalb bin ich in einem Luxushotel gelandet und habe an den Handgelenken der Gäste dann natürlich auch die Uhren entdeckt. Schnell wurde mir klar, dass ich mich mit diesem Thema beruflich beschäftigen möchte. Ich habe dann schließlich den Absprung aus der Hotellerie geschafft und bin heute jeden Tag mit einem meiner absoluten Lieblingsprodukte umgeben.
Wie bist du nach deinem Job im Hotel zu ALTHERR gekommen?
Im Dezember 2019 hatte ich im Hotel gekündigt – und dann kam Corona. Ich hockte also jeden Tag zu Hause herum und suchte in den gängigen Karriereportalen nach einem Platz für mich in der Uhrenindustrie. Ein halbes Jahr später stellte Bucherer tatsächlich neue Leute ein, ich hatte Glück und bin da reingerutscht. Knapp anderthalb Jahre arbeitete ich dann im Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, stellte aber schnell fest, dass der Standort nichts für mich ist. Du hast dort eine offene Fläche, viel Unruhe und wenig Zeit für Kunden. Ich wollte mit Luxusprodukten arbeiten und auch eine Luxusatmosphäre haben. Das ging da nicht und ich wurde immer unglücklicher. Per Zufall kam schließlich ALTHERR zu Bucherer, um sich die Dekoration von Cartier für das neue Berliner Geschäft anzuschauen und die haben mich dann entdeckt als potentiellen Mitarbeiter. Ein paar Wochen später sind sie auf mich zugekommen und haben mir von dem Projekt erzählt. Da war ich relativ schnell Feuer und Flamme für.
War die Umstellung von Bucherer zu ALTHERR groß für dich?
Die Umstellung war riesig, nicht unbedingt von Kaufhaus zu Boutique, sondern die Vielfalt des Jobs hier. Bei Bucherer bist du Verkäufer und das Einzige, was du als Verkäufer tust, ist verkaufen. Der Job bei ALTHERR bietet eine unglaubliche Vielfalt, die dich am Anfang erschlägt. Du begleitest den Kunden und auch den Kaufprozess von Anfang bis Ende. Außerdem haben wir hier viel mehr Entscheidungsfreiheit und auch die Möglichkeit, uns persönlich einzubringen und zu verwirklichen. Wir bestellen Uhren selber und wir haben einen direkten Draht zu den jeweiligen Herstellern. Die Wege bei ALTHERR sind einfach kürzer und die Abläufe anders. Eine andere Besonderheit ist die Nahbarkeit zum Kunden. Ich würde sagen, wir sind im Vergleich zu jedem anderen Juwelier in Deutschland weitaus lockerer und viel mehr auf der gleichen Stufe. Wenn ein Uhrenliebhaber bei uns reinkommt, trifft er auf ein Team voller Uhrenliebhaber. Wir kommen alle aus anderen Branchen und die Leidenschaft hat uns zusammengeführt. Das verbindet.
Gehen wir nochmal einen Schritt zurück: Du hast eben erzählt, dass dich die Luxusuhren an den Handgelenken der Hotelgäste sehr interessiert haben. War das auch der Ursprung für deine Sammelleidenschaft?
Das Interesse an Uhren war schon vor meinem Hoteljob da. Es ging aber ganz entspannt los mit Quarz- und Modeuhren. Ich erinnere mich an Modelle von Thomas Sabo und Marc Jakobs. Im Luxushotel fing es dann an, dass ich mich einmal umgeschaut habe. Ich weiß noch, dass unser damaliger General Manager eine alte Patek Philippe Nautilus getragen und zu der Zeit gekauft hatte, als kein Schwein sie haben wollte. Ich sah sie an seinem Handgelenk und dachte nur: Was eine hässliche Uhr! Ich kannte die Marke noch nicht einmal. Über die Jahre hinweg habe ich mich dann stückchenweise belesen und YouTube geschaut. Ich bin nachts um 2 Uhr von der Bar nach Hause gekommen und konnte nicht abschalten. Dann habe ich immer ein bis zwei Stunden Videos über Uhren geschaut. Nahezu mein komplettes Wissen stammt aus Reviews von Tim Mosso von Watchbox, weshalb ich bis heute manche Begriffe nicht auf deutsch, sondern nur auf englisch kenne.
Im Hotel hatte ich das erste Mal Kontakt mit Highend-Uhren und Uhren der gehobenen Luxusklasse. Am Anfang bestaunte ich sie von weitem, doch irgendwann wurde ich dreister und fragte die Gäste am Tresen direkt, ob ich ihre Uhr mal sehen könnte. Ich mixte ihnen dann den Drink, sie gaben mir kurz die Uhr und dann haben wir darüber gequatscht. Das war schon ganz cool, aber irgendwann nicht mehr genug. Ich wollte nicht darauf warten, das jemand mit so einer Uhr in die Bar spaziert, sondern konstant damit arbeiten.