Breitlings Umbruch: Dem steilen Aufstieg folgte eine Krise

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Der erste Teil der Geschichte von Breitling befasst sich mit dem Aufstieg des Unternehmens in der Fliegerei. Die Schweizer Uhrenmanufaktur wurde im Zweiten Weltkrieg ein verlässlicher Partner der britischen Streitkräfte. Doch Willy Breitling, der Enkel des Firmengründers Léon Breitling, hatte bereits den nächsten Schritt vor Augen. Er wollte seine Marke in der Gesellschaft integrieren, was ihm mit mittlerweile ikonischen Modellen auch gelang. Doch es folgten schwierige Zeiten für das Unternehmen aus der Schweizer Stadt Grenchen

Frontansicht von fünf Breitling-Modellen aus den 1950er Jahren, die auf einer Landkarte liegen.
Bildquelle: Breitling

Die Breitling Premier feiert ihr Debüt

In Europa herrschten in den 1940er Jahren nach wie vor Kriegswirren. Die Schweiz war neutral, und daher blieben die negativen Folgen für die Eidgenossen überschaubar. In dieser Zeit tüftelte Willy Breitling an einer neuen Modellreihe. Eine Modellreihe, die einerseits technisch den hohen Anforderungen des Unternehmens gerecht werden sollte und zugleich mit ihrer Eleganz die gehobene Käuferschicht bedienen sollte.

Bildquelle: Breitling

1943 war es dann so weit. Willy Breitling präsentierte die Premier-Reihe. Das Wort ist aus dem Französischen entlehnt und beschreibt, dass es sich hier um die erste dieser Bauweise handelte. Die neue Uhr hatte wahlweise eckige oder runde Drücker und Zifferblätter mit zwei oder drei Hilfszifferblättern. Wer einen eleganten Look bevorzugte, entschied sich für edle applizierte Indexe, wer es sportlicher mochte, für die Leuchtzeiger. Es gab wirklich für jede Gelegenheit die passende Premier – und so wurden die Premier-Modelle bald zum ultimativen Accessoire.

Die neue Premier-Serie gab es in den Größen von 32 bis 38 Millimetern. Der Käufer konnte zwischen einem Gehäuse aus Stahl oder Gold wählen. Willy Breitling hatte genaue Vorstellungen, wie der Käufer aussieht: Es handelte sich um einen Mann, der einen Drink in einer eleganten Bar nimmt oder mit seinem Wagen eine Spritztour aufs Land unternimmt. Breitlings Idee ging voll auf. Die Premier-Serie sorgte schon bald nach der Einführung für Furore unter den männlichen Uhrenfans.

Frontansicht der ersten Breitling Premier aus dem Jahr 1943.
Bildquelle: Breitling

Willy Breitling führte schon bald weitere Modelle ein, darunter die Duograph. Dieser Schleppzeiger-Chronograph konnte zwei separate Ereignisse messen. Vom Erscheinungsbild ähnelte er den Premier-Modellen. 1944 erschien die legendäre Premier Datora, die sich auch in der aktuellen Modelllinie von Breitling wiederfindet. Die Datora-Ausführungen konnten Datum, Tag und Mondphase anzeigen und verfügten zugleich über ein sehr elegantes Design und ansprechende Gehäuseabmessungen.

2018 feierte die Premier-Serie ihr großes Comeback. Breitling orientierte sich dabei am Design der ursprünglichen Modelle und verpasste ihnen unter anderem das B01-Werk. Es gibt die Premier-Modelle in unterschiedlichen Ausführungen. Das Highlight ist die B25 Datora 42 mit der Referenz AB2510201K1P1. Sie hat neben einer Chronographen-Funktion auch eine Anzeige des Wochentags sowie des Monats und eine schön dekorierte Mondphase auf 6 Uhr. Die neuen Modelle gibt es sowohl mit einem Leder- als auch mit einem Stahlband.

Seitenansicht von drei aktuellen Modelle der Breitling Premier-Serie.
Bildquelle: Breitling
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1952: Die Geburtsstunde der Navitimer

Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Europa von Armut geprägt. Erst langsam erholten sich die westlichen Länder von den Schrecken des Krieges. Anfang der 1950er Jahre begann der wirtschaftliche Aufschwung. Willy Breitling erkannte, dass der zunehmende Konsum auch eine Chance für seine Firma sein könnte.

Den Anfang machte er bei der zivilen Luftfahrt. Er entwickelte nach einer Bitte der renommierten amerikanischen Vereinigung AOPA (Aircraft Owners and Pilots Association) ab 1952 mit seinen Ingenieuren einen Chronographen, der Piloten half, alle notwendigen Flugkalkulationen wie Durchschnittsgeschwindigkeit, zurückgelegte Strecke, Treibstoffverbrauch und Steigrate vorzunehmen. Seine Idee war es, den logarithmischen Rechenschieber der Chronomat für Luftfahrtzwecke anzupassen und in eine Drehlünette zu integrieren.

Frontansicht von drei historischen Modellen der Nativtimer-Serie von Breitling.
Bildquelle: Breitling

1954 war es dann so weit. Breitling stellte seine erste Navitimer vor. Die Bezeichnung leitet sich von den beiden Wörtern Navigation und Timer ab. Die bereits erwähnte Vereinigung AOPA machte die Navitimer zu ihrem offiziellen Zeitmesser.

Frontansicht der ersten Breitling Navitimer aus dem Jahr 1954.
Bildquelle: Breitling

Der Durchmesser der ersten Navitimer lag bei 41 Millimetern – das war für damalige Verhältnisse eine große Uhr. Breitling war vor allem die Ablesbarkeit unter schlechten Lichtverhältnissen sehr wichtig. Daher wurden die sehr groß gehaltenen arabischen Ziffern mit Radium verbessert, um einen größeren Kontrast herzustellen. Die allererste Navitimer, die für die AOPA entworfen worden war, trug weder den Markennamen noch das Logo von Breitling auf dem Zifferblatt. Erst zwei Jahre später, 1956, wurde die Navitimer auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In den darauffolgenden Jahren wurde weiter an den Navitimer-Modellen gefeilt, um sie noch besser für den Einsatz in der Luftfahrt zu machen. Ein weiterer Meilenstein gelang 1969. Breitling stellte am 3. März seine erste Navitimer mit einem Automatik-Werk vor, das den Namen Chrono-Matic trug. Es entstand in Zusammenarbeit mit Heuer-Leonidas und Buren-Hamilton. Neben der aufwändig gestalteten Navitimer wurde ein weiterer Chronograph mit diesem neuen Werk der Weltöffentlichkeit präsentiert.

Ein Werbesujet für die ersten Navitimer-Modelle mit einem Automatikwerk.
Bildquelle: Breitling

Es ist nur wenigen bekannt, dass Breitling ebenfalls einen Teil zur Eroberung des Weltalls beigetragen hat. Anfang der 1960er Jahre starteten die USA das Mercury-Programm, bei dem sieben Astronauten per Rakete ins All geschickt wurden. Einer der Astronauten war Scott Carpenter, ein großer Fan von Breitling. Er bat die Schweizer, eine adaptierte Navitimer zu konstruieren. Diese sollte eine größere Drehlünette haben, damit er sie auch mit seinen Raumanzug-Handschuhen bedienen konnte. Zudem sollte sie eine 24-Stunden-Anzeige haben, um im Weltall zwischen Tag und Nacht unterscheiden zu können. Breitling kam diesem Wunsch nach, und so umkreiste Carpenter am 24. Mai 1962 dreimal die Erde, an seinem Handgelenk die extra für diese Mission angefertigte Navitimer.

Seitenansicht der Breitling Navitimer des US-Astronauten Scott Carpenter.
Bildquelle: Breitling
Ein Werbesujet der Breitling Navitimer des US-Astronauten Scott Carpenter.
Bildquelle: Breitling

1957: Breitling erobert mit der SuperOcean die Meere

Bereits fünf Jahre vor der Weltall-Unternehmung widmete sich Willy Breitling seinem nächsten Projekt. In dieser Zeit kamen die ersten Taucheruhren auf den Markt. Der französische Tiefsee-Forscher Jacques-Yves Cousteau (1910 – 1997) sorgte mit seinen Expeditionen für weltweites Aufsehen und einen Boom beim Tauchen. Breitling erkannte dieses Potenzial und stellte 1957 seine erste SuperOcean vor. Im Vordergrund bei dieser Modellreihe stand neben der Funktionalität eine gute Ablesbarkeit bei schwierigen Lichtverhältnissen unter Wasser.

Frontansicht des ersten Modells der Breitling SuperOcean aus dem Jahr 1957.
Bildquelle: Breitling
Frontansicht des ersten Modells der Breitling SuperOcean aus dem Jahr 1957.
Bildquelle: Breitling

Die beiden ersten SuperOcean-Modelle waren an unterschiedliche Käuferschichten gerichtet. Der elegante reine Zeitmesser mit der Referenz 1004 war auch für formelle Anlässe gedacht, während das Modell mit der Referenz 807 ein sportlicher Chronograph war, der für den Tauchgang optimiert wurde. Beide Varianten hatten damals eine Wasserdichtigkeit von 200 Metern, was zu dieser Zeit ein absoluter Top-Wert war.

Die Bereitschaft von jungen Menschen, ihr Geld in hochwertige Uhren zu investieren, veranlasste Willy Breitling, eine weitere Modellreihe mit Chronographen-Funktion ins Leben zu rufen. Dabei handelte es sich um die Top Time, die sich ab dem Jahr 1964 durch ihr elegantes Erscheinungsbild schon bald zu einem Liebling der angepeilten Zielgruppe entwickelte. Zudem erschien sie auf den Covers zahlreicher Modemagazine und wurde auch in Filmen und Serien eingesetzt. Willy Breitling hatte damit ein weiteres Ziel erreicht und war nun endgültig mit seinen Uhren in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Frontansicht der Breitling Top Time aus den 1960er Jahren.
Bildquelle: Breitling

Willy Breitlings schwieriges Erbe

In den 1970er Jahren stand Willy Breitling vor zwei großen Herausforderungen: Wie sollte das Unternehmen mit der neuen Quarz-Technologie umgehen, und wer sollte sein Erbe antreten? Die Erfindung der Quarzuhren durch Seiko hatte für ein Erdbeben in der Uhrenwelt gesorgt. Der Verkauf von mechanischen Uhren ging in dieser Zeit rapide zurück, viele namhafte Uhrenmanufakturen schlitterten in eine tiefe Krise oder mussten sogar Konkurs anmelden und den Betrieb schließen.

Porträt von Ernest Schneider, Geschäftsführer von Breitling.
Ernest Schneider, Bildquelle: Breitling

Kurz vor seinem Tod im Jahr 1979 verkaufte Willy Breitling, der 57 Jahre sein Unternehmen geleitet hatte, die Namens- und Markenrechte an den Schweizer Piloten und Unternehmer Ernest Schneider, der bereits in den 1960er Jahren Uhren unter dem Markennamen Sicura produziert hatte.

Im Jahr des Todes von Willy Breitling musste das Unternehmen die Produktion für kurze Zeit einstellen. Das nutzte der Frankfurter Uhrmacher Helmut Sinn, um sämtliche Teile sowie Werke der Breitling Navitimer zu erwerben und in seinen Modellen zu verbauen. Die Sinn-Chronographen aus dieser Zeit waren zum Teil noch mit dem Logo und dem Schriftzug von Breitling versehen.

Trotz der schwierigen Situation schaffte es Schneider, die Marke Breitling in den kommenden Jahren wieder auf Kurs zu bringen und mit zahlreichen Innovationen und waghalsigen Projekten wieder zu einem weltweit führenden Uhrenunternehmen zu machen, das es bis heute ist.

Mehr davon erfahrt ihr im dritten und letzten Teil der Geschichte von Breitling, die mittlerweile durch Georges Kern weitergeführt und behutsam ausgebaut wird.

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