Die IWC Ingenieur ist eine Uhr, auf die Liebhaber lange gewartet haben, die vom Tag der Vorstellung an jedoch auch mit viel Kritik bedacht worden ist. Ich persönlich halte diese allerdings für größtenteils unberechtigt. Bevor wir auf die einzelnen Kritikpunkte eingehen, müssen wir aber erst einmal klären, warum die Ingenieur so polarisiert. In meinen Augen hat das überhaupt nichts mit der Uhr selbst zu tun, sondern viel mehr damit, dass IWC schlicht getrödelt hat.
Obwohl der Hersteller ein echtes Genta-Design in der Hinterhand hatte und die Ingenieur zu den Ur-Modellen mit integriertem Armband zählt, waren viele andere Marken mit ihren Neuinterpretationen schneller. Tissot mit der PRX oder Zenith mit der Defy Skyline. Über Audemars Piguet und Patek Philippe wollen wir erst gar nicht reden. So entsteht schnell der Eindruck, dass IWC der Nachzügler ist, was mit Blick auf die Geschichte eigentlich nicht stimmt. Und doch bekommt die Uhr in meinen Augen genau deshalb besonders viel Kritik ab, von der die Konkurrenz-Modelle verschont geblieben sind.
Einer dieser Punkte ist die fehlende Feinverstellung in der Schließe. Hat die Tissot PRX eine? Nein! Okay, sie spielt auch in einem völlig anderen Preissegment. Aber was ist mit der Zenith Defy Skyline? Auch sie hat keine. Genauso, wie die Audemars Piguet Royal Oak auf dieses zugegebenermaßen nützliche Feature verzichtet. Natürlich hätte IWC mit der Ingenieur hier die Extrameile gehen können. Aber nur ihr diesen Makel anzukreiden, finde ich unfair. Ähnlich verhält es sich mit der Tatsache, dass mit dem Manufakturkaliber 32111 das gleiche Werk in der Ingenieur arbeitet, wie in der halb so teuren IWC Mark XX.
Dadurch wird es aber doch nicht schlechter und wer sich eine IWC Ingenieur kaufen möchte, wird sowieso nicht zur Mark XX greifen. Umgekehrt ist es das Gleiche. Einmal abgesehen davon nutzt auch Klassenprimus Rolex in der günstigeren Explorer I das gleich Manufakturkaliber wie in der Submariner ohne Datum. Der Preisunterschied ist hier (theoretisch) zwar deutlich kleiner, doch bleibt das Prinzip gleich. Am wenigsten nachvollziehen kann ich jedoch den letzten Kritikpunkt, der dem Gehäuse der IWC Ingenieur die Liebe zum Detail abspricht.
Ich habe selten so schmale und fein polierte Kanten gesehen, wie bei dieser Uhr. Hinzu kommt die säuberlich satinierte Lünette und eine wunderschöne Rundung, mit der das Gehäuse ins Armband übergeht. Herz, was willst du mehr?! Am Ende ist die IWC Ingenieur nach einigen gestalterischen Irrungen und Wirrungen auf den richtigen Weg zurückgekehrt und bietet den Romantikern unter uns Sammlern ein nahezu perfektes Gesamtpaket mit viel Charme und einem gewissen Understatement.
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